- Wilhelmszyklus
- Wịlhelmszyklus,Wịlhelmsgeste, einer der drei großen altfranzösischen Epenzyklen (Chanson de Geste, Geste). Zentralfigur des aus 24 Einzelepen bestehenden Zyklus ist Guillaume d'Orange (Wilhelm von Orange), in dessen Gestalt legendäre und historische Züge (Wilhelm von Aquitanien) zusammenfließen. Die ursprünglichen Themen sind der Kampf gegen die Mauren und die Treue gegenüber Karl dem Großen und seinem Sohn Ludwig I. Das älteste Epos (»Archanz«), die »Chanson de Guillaume« (Wilhelmslied), ist weder in die späteren Zyklenhandschriften noch in die Prosabearbeitungen des 14. und 15. Jahrhunderts eingegangen. An seine Stelle trat die erweiterte Neubearbeitung des Stoffes des ersten Teils, das Epos Aliscans (Ende des 12. Jahrhunderts). Den Inhalt später hinzugedichteter Epen bilden u. a. die Jugend des Helden (»Enfances Guillaume«, »Couronnement de Louis«) sowie sein Leben als Mönch und Eremit (»Le moniage Guillaume«); ein Mittelstück ist das Epos »La Prise d'Orange«. Weitere Epen berichten u. a. vom Schicksal von Guillaumes Neffen Vivien (»Chevalerie Vivien«), von seinen Vorfahren (»Garin de Monglane«) und seinen Brüdern (»Les Narbonnais«). In den Sammelhandschriften des 13. und 14. Jahrhunderts wurden die 24 Epen als »Geste de Garin de Monglane« zu einer Geschichte des Grafengeschlechts zusammengefasst. Wolfram von Eschenbach verwendete »Aliscans« als Vorlage für seinen »Willehalm«.J. Frappier: Les chansons de geste du cycle de Guillaume d'Orange, 3 Bde. (Paris 1-21967-83);B. Guidot: Recherches sur la chanson de geste au XIIIe siècle d'après certains œuvres du Cycle de Guillaume d'Orange, 2 Bde. (Aix-en-Provence 1986).
Universal-Lexikon. 2012.